Bischofsvikar Msgr. Anton Berger hatte im März 1997 den Pfarrgemeinderäten mitgeteilt, dass die Zusammenlegung der Pfarren Mariahilf und St. Josef ob der Laimgrube in Kürze stattfinden solle, da mit 31.12.1997 der Pfarrer von St. Josef, Msgr. Viktor Kollars, in Pension gehen werde.
Schon am 19.11.1997 fand die erste Sitzung bezüglich der Zukunft der Pastoralarbeit im Pfarrverband statt. Anwesend waren: P. Stanislaw Zawila als Pfarrmoderator der Pfarre Mariahilf und P. Mag. Wieslaw Hus als Kaplan zusammen mit dem Pfarrer Msgr. Viktor Kollars und dem Pfarrgemeinderat von St. Josef ob der Laimgrube. Angesichts dieser Entwicklung errichtete der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, aus pastoralen Gründen mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 1998 den Pfarrverband Mariahilf, bestehend aus der Pfarre Mariahilf und der Pfarre St. Josef ob der Laimgrube. Dies war der erste Pfarrverband der Erzdiözese Wien. Die protokollarische Übergabe der Pfarre Mariahilf und der Pfarre St. Josef ob der Laimgrube fand am 22.12.1997 statt. P. Stanislaw Zawila CSMA wurde im Pfarrverband Mariahilf zum Moderator und P. Mag. Wieslaw Hus CSMA zum Kaplan ernannt, beide mit Wirksamkeit vom 1.1 1998.
Folgender Auszug aus einem Artikel im Mariahilfer Pfarrboten (1/1998) den Pfarrmoderator P. Zawila CSMA schrieb, gibt die Situation im neu errichteten Pfarrverband wieder:
„… So werden wir unsere Zeit und unser Leben mit den Gemeindemitgliedern von St. Josef teilen, … Dies hat Konsequenzen für uns Priester und für Sie, die Mariahilfer: Wir können einiges gemeinsam tun, z.B. Gottesdienst in einer der beiden Kirchen feiern, einen Vortrag hören, uns gegenseitig zu verschiedenen Veranstaltungen einladen, usw. Diese Art von Zusammenleben kann beide Gemeinden nur bereichern. Wir Priester haben die meisten Aufgaben doppelt: Ausschüsse, Büro, PGR, Begräbnisse usw. Wir können also in Mariahilf nicht mehr so präsent sein wie vorher. Wir bitten sie daher herzlich, diesen veränderten Umständen Rechnung zu tragen … Wir müssen alle umdenken: Nicht bei jeder Andacht muss ein Priester zugegen sein. Laien können ohne große Probleme Maiandachten, Rosenkranz-Andachten, Kreuzwege, Wortgottesdienste gestalten. In dieser neuen Situation sind wir auch nicht imstande, an jeder Veranstaltung teilzunehmen. Wir halten sehr viel von Festen, Vereinsleben und Sitzungen. Wo wir aber als Priester gebraucht werden, dort werden wir zuerst hingehen. Sakramente, Gebet, Vorbereitung der Gottesdienste, Predigt, die Sorge um den nach Heilung suchenden Menschen, den Leidenden, den Kranken, den Sterbenden: Das sind unsere Prioritäten. Dafür haben wir uns weihen lassen. Deshalb werden wir mehr und mehr die technische Seite des Lebens in unseren Pfarrgemeinden den Mitgliedern des PGR und anderen Menschen übertragen. Von uns Priestern erwarten sie doch in erster Linie, dass wir unseren Glauben durch unser tägliches Leben glaubwürdig verkünden und aus einem persönlich erworbenen geistlichen Reichtum schöpfen. Management und Organisieren beherrschen Laien oft besser als wir.“
Nach vier Monaten gesammelter Erfahrungen im Pfarrverband fand die erste gemeinsame Sitzung der beiden Pfarrgemeinderäte am 16.April 1998 statt. Es wurden die Weichen für eine pfarrverbandliche Pastoral und Administration gestellt. Die beiden Pfarrgemeinderäte einigten sich, dass der Schwerpunkt in der Pastoral auf Zusammenarbeit und Konsens gelegt werden sollte. Einigung sollte durch Dialog erzielt werden. Bei Angelegenheiten, die jeweils die einzelnen Pfarren betreffen, sollte jeder Pfarrgemeinderat intern getrennt abstimmen. Es wurde ein Termin für ein gemeinsames Pfarrgemeinderat-Klausurwochenende am 12. und 13.9.1998 festgelegt. Als Thema wurde gewählt: „Wie kann man zwei verschiedene Pfarren unter einen Hut bringen?“Auch die gemeinsame Kinder- und Jugendpastoral wurde besprochen. Es erging die Einladung an die Kinder und Jugendlichen beider Pfarren, am gemeinsamen Lager teilzunehmen. Weiters wurden die „Baby-Party“ (St. Josef), monatliche Bibelrunden, Bildungsveranstaltungen für Erwachsene und Wallfahrten an jedem 13. des Monats in Mariahilf als pfarrverbandliche Aktivitäten angeboten. Man beschloss, die Betriebskosten der Pfarrerwohnung mit 1.1.1998 je zur Hälfte auf die beiden Pfarren aufzuteilen. Die beiden Pfarrgemeinderäte einigten sich auf eine Aufteilung der Priestergehälter zu gleichen Teilen sowie auf einen gemeinsamen Mesner.
In dieser gemeinsamen Klausur der Pfarrgemeinderäte wurde in verschiedenen Gruppen über die Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Chancen und Schwierigkeiten des Pfarrverbandes gesprochen. Zu den Chancen wurde gezählt: „Babyparty, Kommunionvorbereitung, Möglichkeiten der Zusammenarbeit unter Wahrung der Identität, Pfarrveranstaltungen, größeres Einzugsgebiet für den Kindergarten, gemeinsame Bildungsveranstaltungen, gemeinsame Sozialprojekte, regelmäßige Pfarrgemeinderatstreffen, Aufteilung der Ressourcen, größeres Einzugsgebiet für die Pfadfinder, gemeinsame Sternsingeraktion, gemeinsame Ausflüge der Senioren, gemeinsame Liturgiefeiern (keine Doppelungen), Kooperation in finanziellen und in Beschäftigungsfragen, Informationsaustausch, gemeinsames Infoblatt, Gemeinsames vor Trennendes stellen, gemeinsame Prozessionen, gemeinsames Pfarrblatt als Zukunftsvision.“
Es wurde auch auf folgende Schwierigkeiten hingewiesen: „Zusammenarbeit und Koordination der Ausschüsse, Vergleich unter den Pfarren, unterschiedlicher Umgangsstil, Konkurrenz in den Gruppen, Kostenaufteilung bei Personal- und Sachkosten, Personalprobleme.“
Wie aus diesen Aufzählungen zu entnehmen ist, wurden mehr Chancen als Schwierigkeiten gesehen. Daher hoffte man mit Optimismus auf eine erfolgreiche Zukunft des Pfarrverbandes. In diesem Geiste wurde mit Entschlossenheit in den Fachausschüssen, verschiedenen Gruppen im Pastoralteam und in den beiden Pfarrgemeinderäten kontinuierlich in ihren Sitzungen und jährlichen Klausurtagen gearbeitet. Das prägte natürlich das Pfarrverbandsgemeindeleben.
Wie z.B. am 11.06.1998: da feierten die beiden Pfarren das erste Mal mit der Pfadfinder-Gruppe 17 und mit der Pfadfindergilde Mariahilf gemeinsam das Fronleichnamsfest mit anschließendem Pfarrfest. Für die Pfarre St. Josef war die Fronleichnamsprozession nach 30 Jahren Unterbrechung ein religiöses Ereignis. Dieses Fest war für beide Gemeinden ein starkes und ermutigendes Zeichen für das gemeinsame, geschwisterliche Unterwegssein mit Christus.
Die Dankfeier des 10-jähriges Bestehen des Pfarrverbandes im Jahr 2008 hat dies bestätigt. Und die Präsentation der gelungenen gemeinsamen Aktivitäten der mitwirkenden Gremien war eine starke Motivation für alle Mitfeiernden, weiterhin den eingeschlagenen Weg entschieden weiter zu gehen.
Die „Integrationsbemühungen“ im Pfarrverband führten zu einem gewissen ausgewogenen Verhältnis zwischen Eigenständigkeit und Zusammenarbeit. Folgende Aktivitäten sind der Beweis für die pfarrverbandlichen Gemeinsamkeiten:
· Gemeinsame Kinder- und Jugendpastoral: Vorbereitung der Kinder zu den Sakramenten der Versöhnung und der Heiligen Kommunion und der Jugend zum Sakrament der Firmung, gemeinsame Kinder- und Jugend-Gruppenstunden
· Monatliche Bibelrunden für Erwachsene
· Wöchentliche Seniorentreffen mit monatlichen Geburtstagsfeiern
· Michaels-Gemeinschaft und Michaels-Messen
· Besinnungstag in der Fastenzeit
· Michaels-Fest
· Tauferneuerungsfest
· Erstkommunion und Firmung
· Fronleichnam und Pfarrfest
· Monatlicher Wallfahrtstag
· Wallfahrten
· Familienwochenende
· Wandertag am 1.Mai
· „Wunsch-Punsch“ im Advent
· Gemeinsame Rorate-Messen
· Neujahrsempfang
· Pfarr-Gschnas
· Flohmarkt
· Regelmäßige Sitzungen des Leitungsteams
· Regelmäßige Kalendersitzung der Hauptamtlichen
· Jährliche gemeinsame Klausur
· Gemeinsame Fachausschüsse: Kinder- und Jugend, Caritas, Seniorenpastoral, Umwelt, Öffentlichkeitsarbeit und Pfarrblatt, Wallfahrten.
Aufgrund dieser positiven Erfahrungen wurde am 19.März 2017 der gemeinsame Pfarrgemeinderat im Pfarrverband gewählt. Es wurde auch ein gemeinsamer Vermögensverwaltungsrat berufen. Im Pastoraljahr 2018 hat der Pfarrgemeinderat ein Leitbild des Pfarrverbandes erstellt.
Die Entwicklung des Pfarrverbandes während der vergangenen zwanzig Jahre zeigt, dass es nicht nur das Engagement des Leitungsteams, des Pfarrgemeinderates, des Vemögensverwaltungrates, der Ausschüsse, der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch einen langen Atem braucht.
In der gegenwärtigen Situation des pastoralen Konzepts der Erzdiözese Wien gehört unser Pfarrverband Mariahilf/Sankt Josef ob der Laimgrube zum Entwicklungsraum Mariahilf Neubau (Stadtdekanat 6/7, 6/7 Bezirk).
P. Kazimierz Tomaszewski
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Mariahilf und Sankt Josef ob der Laimgrube