Geschichte


Gründung der Mariahilfer Kirche

 

Im Jahre 1656 konnte der in der Stadt ansässige Orden der Barnabiten für einen neuen Friedhof ihrer Kirche St. Michael einen Weingarten der Riede vom Widmertor, welche sich vom Wienufer bis Penzing erstreckte, erwerben. Die früheren Besitzer dieses Grundstückes versahen die erbliche Stelle eines herzoglichen Amtmannes über die Schiffleute, besaßen hier ausgedehnte Gehöfte, welche auch den Schiffern, die ihre Schiffe aus Nutzholz hier verkauften und dann auf dem Landweg ihre Heimreise antraten, als Herberge dienten. Der Friedhof erstreckte sich von der Rückseite der Kirche bis zur Windmühlgasse und wurde mittels einer Steinmauer von der Mariahilferstraße abgeschlossen. Unter der Regentschaft Kaiser Josefs II. wurde die Begräbnisstätte im Jahre 1784 aufgelassen und auf die Schmelz verlegt.

 

Schon um 1660 wurde eine hölzerne Friedhofskapelle errichtet, in welcher das von dem Barnabitenmönch Don Cölestin Joanelli – siehe heutige Joanelligasse   gestiftete Gnadenbild "Mariahülf“ Platz fand. 1668/69 wurde diese kleine Kapelle durch eine größere aus Stein nebst einem Wohnhaus ersetzt. Da das Votivbild nach der vollständigen Zerstörung der Kapelle während der Türkenbelagerung 1683 nahezu unversehrt gefunden wurde (es konnte durch die Umsicht des damaligen Mesners Eduard Lampel in die Kirche St. Michael gebracht werden), deutete man dies als Zeichen des Himmels. Es wurden Spenden für die Neuerrichtung der Kapelle gesammelt und schon 1685 war ein neues Wohnhaus und eine Notkirche, für welche das Material der zerstörten Gebäude der Vorstadt verwendet wurde, errichtet. 

 

Die Grundsteinlegung zur neuen Kapelle fand am 20. April 1686 durch Bischof Ernst Trautson statt und am 14. August 1689 konnte das Gnadenbild wieder von St. Michael von Kardinal Leopold Karl Graf von Kollonitsch im Geleit des Kaiserhauses und ca. 30.000 Wienern und Wienerinnen nach Mariahilf übertragen werden. 

Außenbau

 

Der maßgebliche Finanzier dieses ersten Baues nach den Wirren des Türkenkrieges 1683, einer Kapelle mit zwei Seitenaltären mit einem Grundriss ähnlich der Form eines griechischen Kreuzes, war Fürst Paul Esterhàzy.Für die Ausführung zeichneten der Steinmetz Ambrosio Ferratti und Sebastiano Carlone verantwortlich, die bereits seit 1685 beim Bau des Mariahilferkollegs tätig waren.Das 17. Jahrhundert war das Jahrhundert der Italiener und die Abhängigkeit von italienischen – im sakralen Bereich vorwiegend römischen – Vorbildern ist unverkennbar. So arbeiteten in Wien unter anderem die Familien Carlone, d`Allio, Tencala, Rossi, Galli-Bibiena und Martinelli. Dennoch hat man sich nicht ganz der heimischen Tradition entzogen, denn österreichische Bautrupps arbeiteten nach den italienischen Plänen.

 

Aufgrund des regen Zuspruchs zu dem Gnadenbild und den damit verbundenen vielen Wallfahrten benötigte man eine größere Kirche, welche unter dem Superior Carolus Josephus Jung begonnen wurde. Nachdrücklich wird in den Akten der Pfarre der Baumeister Franziskus Jänckl, der mit führenden Architekten seiner Zeit – so mit Lukas v. Hildebrandt – in Verbindung stand, als Plan-Ersteller für den Erweiterungsbau genannt. Der Baubeginn wird mit 13. April 1711 angegeben, ab dem 4. April 1714 fand der Umbau der Chorpartie und Errichtung des Langschiffes statt, wofür der Hochaltar abgetragen und gegen Jahresende wieder aufgestellt wurde, der linke Turm war mit 8. August 1715, der rechte Turm mit 26. Oktober 1715 vollendet und die Kupferdeckung der Turmhelme konnte 1721 durch eine Spende Michael Saillers erfolgen.

 

Stich von Salomon Kleiner, Maria Hilf um 1724
Stich von Salomon Kleiner, Maria Hilf um 1724

Im Mai 1725 begann man mit der Aufstellung der Statuen an der Westfassade. Diese sind eine Gemeinschaftsarbeit des Malers Johann Jakob und des Bildhauers Ignatius Gunst. Sie zeigen als Giebelfigur den hl. Paulus, in den Seitenteilen links einen vergoldeten Mond mit der Aufschrift „pulchra ut luna“und rechts eine vergoldete Sonne mit der Inschrift „electa ut sol“. Über dem Portal findet sich eine von zwei Engeln gehaltene Kartusche mit der Inschrift „auxilium christianorum ora pro nobis“ und in den Nischen des Erdgeschosses findet man die Figuren des Mailänder Bischofs Karl Borromäus und des Ordensgründers der Salesianerinnen Franz von Sales.Das dominierende Thema findet sich im Obergeschoss in der Mittelnische mit der Darstellung der Mariä Himmelfahrt. Noch auf einer kolorierten Vedute in der Rahmung eines Planes aus der Serie über Polizeibezirkspläne für Wien und seine Vorstädte, welche in den 1830ern von Carl Graf Vasquez erschienen sind, sieht man unterhalb der Mittelnische eine Wolkenformation mit Engelsköpfen, welche auf Ansichtskarten um 1900 nicht mehr zu sehen ist. Diese aus derzeit nicht bekannten Gründen entfernt worden. Die abgenommenen Steinteile finden sich heute um das Judas Thaddäus Bild in der gleichnamigen Kapelle arrangiert.

Unter dem Probst Julian Schörff wurde 1726 der Sakristeianbau mit kleinem Turm vollendet; die Arbeiten an dem Bau mit seiner zweigeschossigen Fassade mit geschichteter Pilasterordnung und Fassadenplastik konnten allerdings erst 1730 abgeschlossen werden. Die Einweihung der neuen Kirche erfolgte am 22. Oktober 1730 durch Kardinal Sigismund Graf von Kollonitsch. 

Unter Josef II. wurde der Kirche ihre Hauptbedeutung durch ein kaiserliches Dekret genommen und sie durfte nicht mehr ausschließlich Wallfahrtskirche sein. Daher wurde die Wallfahrtskirche Mariahilf 1783 zur Pfarrkirche erhoben und aus diesem Grunde wurde in diesem Jahr auch eine kleine Taufkapelle an die Sakristei angebaut sowie und ein Armenhospital für 20 Männer und 30 Frauen eingerichtet.

Der Pfarrhof, das ehemalige Barnabitenkolleg, erhielt seine heutige Gestalt durch den Wiener Baumeister Paul Uldarich Trientl 1768/69. Dieser dreigeschossige Bau mit additiver Gliederung, überhöhtem Mittelrisalit und korbbogigem Portal mit ionischer Doppelpilasterrahmung ist durch einen Schwibbogen mit der Kirche verbunden. Im Sommerrefektorium sind in Grisaillemalereien die Ordensgründer des Barnabitenordens Bartholomäus Ferrari, Antonius Zaccaria, Jacobus Antonius Morigia dargestellt und das Deckenfresko von Vinzenz Fischer von 1770 zeigt die Verklärung des Apostels Paulus. . Die Statue des hl.Paulus von Johann Georg Dorfmeister, um 1772 entstanden, die heute am Zwischenpodest des Stiegenaufganges im Pfarrhof steht, war einst die Giebelfigur vom Hauptportal des Kollegs im Bereich der heutigen Apotheke.

 

Eva Maria Gärtner